Finanzen 09. Mai 2025 Von Sabine Philipp Lesezeit: ca. 4 Minuten

Finanzbildung ungenügend: Diese Fehler bei der Geldanlage sollten Sie nicht machen

Banken, Sparkassen und Versicherungen schielen häufig auf die eigene Rendite und nicht auf den Anlageerfolg ihrer Kunden. Bei diesen Finanzprodukten ist Vorsicht geboten.

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Wer einige Stolperfallen bei der Geldanlage meidet, kann deutlich höhere Renditen erzielen.
Foto: PantherMedia / Lev Dolgachov

Laut OECD-Studie „Finanzbildung im internationalen Vergleich“ ist das Finanzkompetenzniveau der Erwachsenenbevölkerung in Deutschland relativ hoch. Mit der praktischen Umsetzung scheint es allerdings zu hapern. Der Studie zufolge sind nur 55 % von ihren Finanzplänen fürs Alter überzeugt, 25 % könnten ihre Lebenshaltungskosten bei Verlust ihrer Haupteinnahmequelle keine drei Monate lang decken.

Erster Fehler: der unbedarfte Gang zur Sparkasse

„Das Thema ist komplex“, meint dazu Hartmut Walz. Der Bevölkerung würde es guttun, wenn wir neutrale Umsetzungshelfer hätten. Walz ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein und engagiert sich mit Vorträgen und dem Finanzblog hartmutwalz.de im Verbraucherschutz. Für ihn beginnt das Problem bereits damit, dass viele Menschen auf die vermeintlich kostenlose Beratung bei Banken, Sparkassen oder Versicherungsunternehmen setzen. Die würden allerdings davon leben, dass sie Produkte verkaufen. Die Finanzberater erhalten Provisionen, wodurch ihr Anreiz steigt, Produkte zu verkaufen, die ihr Einkommen maximieren, nicht jedoch die Rendite des Anlegers.

Expresszertifikate: „Unvorteilhafte Wette der Bürger gegen die Bank“

Das ist auch das Fazit der Studie „The Effect of Commission Bans on Household Wealth“ der Universität Regensburg. Länder wie Dänemark, Finnland oder Großbritannien hätten daher ein Provisionsverbot eingeführt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass zwischen 1997 und 2020 OECD-Länder mit Provisionsverbot eine 1,5% bis 2% höhere jährliche Rendite auf ihr Vermögen erreicht haben.“ Dies könne nahezu zu einer Verdopplung des Haushaltvermögens nach 40 Jahren führen, so die Autoren.

Ein Produkt, das Banken und Sparkassen immer wieder empfehlen, sind Zins- und Express-Zertifikate. „Ein Zertifikat ist juristisch gesehen eine Schuldverschreibung“, so Walz. Da die Verzinsung bei klassischen Bankschuldverschreibungen niedrig war, seien diese neuen Produkte entwickelt worden. Bei einem Expresszertifikat ist die Rendite an einen Parameter wie z.B. dem Kursverlauf einer Aktie gekoppelt. „Die Teilhabe der Anleger an Chancen und Risiken sind in höchst unterschiedlicher und komplexer Weise geregelt, aber letztendlich handelt es sich hier um eine unvorteilhafte Wette der Bürger gegen die Bank.“

Turbo-Zertifikate: Drei von vier Anlegern müssen Verluste hinnehmen

Eine Untersuchung der BaFin hat zwar keinen Beleg für systematische Fehlberatung gefunden, aber Hinweise darauf, dass etwa 20 % der Investoren die Funktionsweise und Risiken von Express-Zertifikaten nicht vollumfänglich verstanden hatten. Ein weiteres Ergebnis war, dass die Anleger mit Turbo-Zertifikaten zwischen 2019 bis 2023 insgesamt rund 3,4 Mrd. € verloren hatten, wobei drei von vier Kunden Verluste erlitten. Bei Turbo-Zertifikaten gibt es einen Hebel, der Gewinne und Verluste verstärkt sowie eine Knock-Out-Schwelle. D.h. wenn ein bestimmter Wert über- oder unterschritten wird, verliert der Anleger alles. Die BaFin möchte nun untersuchen, ob die Risiken dieser schwer verständlichen Instrumente richtig kommuniziert wurden.

Viele Anleger überschätzen ihr Wissen

„Turbo- und Expresszertifikate unterliegen der Geeignetheitsprüfung“, so Walz. D.h. die Anleger müssen unterschreiben, dass sie Instrument und Risiken verstehen und die Verluste wirtschaftlich tragen können. Viele Anleger würden jedoch ihr Wissen überschätzen und vorschnell zustimmen. Dazukommt, dass die Berater rhetorisch geschult werden. Das sei schon während seiner Banklehre in den 1980er-Jahren so gewesen. Er rät zur Vorsicht bei Komplimenten wie „Sie sind ja ein Profi“ oder bei Triggerworten. Letztere sprechen das Unterbewusstsein an und lösen emotionale Reaktionen aus. Walz hat Triggerworten im Buch „Beraten statt Verraten“ ein eigenes Kapitel gewidmet. Typische Triggerworte sind Altersarmut, Totalverlust, finanzielle Freiheit. Oder Steuerersparnis. „Bei der angeblichen Steuerersparnis handelt es sich oft nur um eine Verlagerung der Steuerzahlung in das Rentenalter“, warnt Walz. Bei Produkten mit einer tatsächlichen Steuerersparnis empfiehlt er den Vergleich mit den höheren Produktkosten. „Wenn z.B. ein ETF-Sparplan aus steuerlichen Gründen in eine Versicherungspolice eingebettet wird, sollten die zusätzlichen Kosten der Police nicht höher als die Steuerersparnis sein.“

Finger weg von Kombiprodukten

Ebenso rät er von Kombiprodukten ab, die z. B. eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Rürup-Rente koppeln. „Die können meist nur gemeinsam gekündigt werden und somit wird der Kunde an den Vertrag regelrecht gefesselt.“

Wer eine neutrale Beratung möchte, kann sich an einen Honorarberater nach § 34h GewO wenden. Diese werden ausschließlich vom Anleger bezahlt und dürfen keine Provisionen oder sonstige Zuwendungen von Dritten erhalten oder von ihnen in anderer Weise abhängig sein. Walz favorisiert eine Beratung auf Stundenbasis, bei der eine persönliche Strategie ausgearbeitet wird und wo gegebenenfalls kostenarme Produkte wie ETFs empfohlen werden, die der Anleger eigenständig kauft. Kritischer sieht er ein Betreuungshonorar, das z.B. einen prozentualen Anteil des Depots zugrunde legt oder eine Vermögensverwaltung, bei der der Berater aktiv Produkte ein- und verkauft.

Auf die Kosten schauen: ETFs meist besser als aktiv gemanagte Fonds

Niemand kann in die Zukunft der Kapitalmärkte sehen. „Nur die Kosten sind vorhersehbar.“ Die lassen sich beeinflussen, indem man günstige Produkte wählt. Fonds haben beim Kauf eine Art Kaufgebühr, Ausgabeaufschlag genannt, und laufende Kosten, die jährlich meist zwischen einem und zwei Prozent liegen. Das klingt nach wenig, häuft sich aber im Laufe der Jahre. Das hierfür aufgewendete Geld kann nicht für die Anlage verwendet werden.

Bei einem ETF fällt beim Kauf über die Börse kein Ausgabeaufschlag an. Die jährlichen Managementgebühren liegen weit unter einem Prozent. Sie sind so niedrig, weil die meisten ETFs einem Wertpapierindex folgen. Das Argument, dass aktive Fonds besser als indexorientierte ETFs seien, weil hier Experten sich um die Geldanlage kümmern würden, lässt Walz nicht gelten. „Nur wenige Fonds haben den Index geschlagen, und das meist nur über eine kurze Zeit.“ Er empfiehlt in diesem Zusammenhang das Buch „Die große Fondslüge“ von Michael Ritzau. Aber Achtung: ETFs sind lediglich eine preiswerte Verpackung für Vermögenswerte wie Aktien. „Und wenn ein ETF sich ausschließlich auf Hanf-Aktien oder Kryptowerte bezieht, kann er auch sehr spekulativ und risikobehaftet sein.“

Geldanlage ist keine Raketenwissenschaft

Die Materie ist vielschichtig, aber es ist keine Raketenwissenschaft. „Ein guter Kurs in der Volkshochschule kann Ihnen das notwendige Basiswissen vermitteln und Sie in die Lage versetzen, bessere Entscheidungen zu treffen.“

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